Kreative Resteverwertung für übrig gebliebenes Erdäpfelpüree gefällig? Voilà, hier ist sie!

Im Frühjahr ist es soweit.

Bei den Erdäpfeln sind die Seniorbauern die Chefs. Das kleine Feld wird gewissenhaft vorbereitet, etwas Kompost ausgebracht, eingearbeitet. Einmal im Jahr wird die alte Erdäpfelsetzmaschine hervorgeholt aus dem Ruhestand. Angehängt an den einzigen alten Traktor, der auf dem Hof noch existiert und los geht’s. Auch die Kinder setzen sich gerne drauf und befördern einen Erdapfel nach dem anderen händisch in den Boden. Nun heißt es warten. Wenn das Wetter passt, dann kann man bald die ersten Blätter der Erdäpfelpflanze erkennen. Leider warten nicht nur wir darauf, dass sie wachsen. Auch der Erdäpfelkäfer macht sich alsbald auf den Weg, um an den Blattunterseiten seine Eier abzulegen. Daraus schlüpfen die Larven, die schonungslos den Blättern an den Kragen gehen. Deshalb ist jetzt „Erdäpfelkäfer klauben“ angesagt. Das übernehmen dankenswerterweise ebenfalls die Senioren. In meiner Kindheit gab´s etwas Geld für kleine brave Käfersammler – könnten wir auch bei der jetzigen jungen Generation einmal ausprobieren…

Wenn die Pflanzen es nun halbwegs gut geschafft haben, dann können wir uns bereits ab Mitte Juli über die ersten „Heurigen“ freuen. Im September ist wieder der alte Traktor gefragt. Mit einer Erdäpfelrodel (die ebenfalls schon viele Jahre auf dem Buckel hat) werden die Knollen ausgerodelt und jung und alt helfen mit beim Aufsammeln. Denn, wie sagt man so schön: viele Hände, schnelles Ende!

Die Erdäpfel bleiben ein paar Wochen an einem geschützten Ort liegen, sodass sie gut abtrocknen können und dann kommen sie in den Erdkeller. In dieser Zeit stehen Erdäpfel fast täglich auf unserem Speiseplan, sowohl als Hauptspeise als auch als Beilage. Die eigenen Erdäpfel, aus dem eigenen Boden – welche Freude!

Trotzdem kann es passieren, dass auch mal etwas übrig bleibt. Aber jetzt, mit dieser Geschichte im Hintergrund, wenn man weiß, wie viel Arbeit und Mühe in einem Produkt steckt, dann wirft man die Reste nicht einfach weg. Nun ist es bei uns am Bauernhof so, dass jeder Rest noch einmal sinnvoll genutzt werden kann. Denn die rohen „Abfälle“ wie Schalen und Gemüsegrün kommen auf den Komposthaufen. Die gekochten Überbleibsel lassen sich die Hühner schmecken, die uns dafür mit ihren schmackhaften Eiern beglücken. Aber übrig gebliebenes gleich einfach so zu den Hühnern? Nein! Erst einmal schauen, wie man daraus eventuell noch ein schnelles Mittagessen für die Familie zaubern könnte…

In diesem Fall habe ich ein wenig Erdäpfelpüree vom Vortag verwertet. Und zwar nicht für den Mittags- sondern für den Frühstücks- und Jausentisch, nämlich in Form von g´schmackigem Brot. Das Püree macht die Krume des Brotes ganz weich, während die Kruste herrlich knusprig ist. Und da das Ganze ohne Sauerteig auskommt, ist es auch für Brotback-Anfänger einfach zu bewältigen.

Dieses schmackhafte Brot ist mein Beitrag für den Austrian Food Blog Award 2021 und ich hoffe, dass es bei allen Nach-Bäckerinnen und Nach-Bäckern genauso gut ankommt, wie bei meinen Genießern zuhause.

Ich wünsche viel Spaß beim kreativen Reste verwerten und gutes Gelingen!

Eure Veronika

Erdäpfelbrot

4.67 von 27 Bewertungen
Vorbereitungszeit 1 Stunde 15 Minuten
Zubereitungszeit 1 Stunde
Portionen 3 Laibe

Zutaten

  • 500 g Roggenmehl (T960)
  • 500 g Weizenmehl (T700)
  • 200 g Joghurt
  • 300 g ausgekühltes Erdäpfelpüree (siehe auch Hinweis!)
  • 20 g Brotgewürz
  • 20 g Salz
  • 10 g Zucker
  • 40 g Germ (frisch)
  • 400 – 500 ml Wasser (lauwarm)

Anleitungen 

  • Germ im lauwarmen Wasser auflösen und mit den restlichen Zutaten zu einem mittelfesten, glatten Teig verkneten. Den Teig etwa eine Stunde gehen lassen.
  • Dann den Teig in drei gleich große Stücke teilen und rund kneten. Nun mit dem Schluss nach unten in ein gut bemehltes Gärkörbchen legen und nochmals etwa 15 – 20 min. gehen lassen.
  • Das Backrohr auf 250 °C Heißluft aufheizen.
  • Die Brote vorsichtig auf ein mit Backpapier belegtes Blech stürzen und im Rohr mit viel Dampf 10 min. anbacken. Danach die Temperatur auf 180 °C reduzieren und ca. 30 – 35 min. fertig backen.
  • Auf einem Gitter auskühlen lassen.

Notizen

  • Das Püree sollte im Idealfall vom Vortag sein. Es muss wirklich vollständig ausgekühlt sein.
  • Statt des Pürees kann man natürlich auch einfach gedämpfte Erdäpfel verwenden. Sie sollten allerdings bereits heiß passiert werden, da man ausgekühlte Erdäpfel nur schwer durch die Erdäpfelpresse drücken kann.
  • Wenn man Erdäpfel in diversen Gebäcken, als Laibchen oder als Erdäpfelteig (für Knödel oder Tascherl) weiterverarbeitet, dann sollten sie immer gedämpft werden. Beim Kochen nehmen sie zuviel Wasser auf und das wiederum wirkt sich negativ auf die nachfolgende Weiterverarbeitung aus.
Gericht: Brot und Gebäck
Küche: Österreichisch

2 Comments

  1. Bernadette Stütz Reply

    Habe heute im Radio von euch erfahren. Da ich eine Hobbyköchin mit eigenem Garten bin, hab ich großes Interesse an solchen Rezepten. ( Regional und schnell)
    Liebe Grüße Bernadette Stütz

    • Danke für deine nette Nachricht, liebe Bernadette!
      Ich hoffe, du findest noch viele interessante Rezepte auf dem Blog.

      Liebe Grüße,
      Veronika

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